Die Heilpflanze Cannabis – Jahrtausendealt, aber noch kaum erforscht.
Cannabis ist der wissenschaftliche Name der Pflanzengattung Hanf. Es wächst in fast allen Klimazonen der Erde, zählt zu den ältesten Heil- und Nutzpflanzen der Welt und wird in vielen Ländern heute bereits erfolgreich im medizinischen Bereich eingesetzt, schon 2737 v. Chr. wird die Pflanze in einem chinesischen Heilpflanzenführer beschrieben.
Überblick über die Forschungsgeschichte
Erst 1964 beginnt mit der Isolierung des psychoaktiven Cannabinoids THC die moderne Cannabis-Forschung. Heute weiss man:
- Die weiblichen Blüten der Cannabispflanze enthalten zahlreiche, verschiedene Cannabinoide und Terpene, die vielseitige medizinische Eigenschaften aufweisen.
- Es gibt mehr als 115 verschiedene Cannabinoide, die aus verschiedenen Cannabissorten identifiziert und isoliert wurden.
- Zahlreiche Studien untersuchten und belegten seither die therapeutischen Möglichkeiten und gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis-Konsum.
1992 – ein Meilenstein in der Cannabis-Forschung
Ein Forschungsteam des National Institute of Mental Health (NIMH, Bethesda, Maryland/USA) entdeckt das Endocannabinoid-System (ECS) im menschlichen Körper.
- Das heisst: Unser Körper besitzt Rezeptoren (Empfänger) für die im Cannabis enthaltenen Wirkstoffe – die Cannabinoide.
- Die Entdeckung eröffnete der medizinischen Nutzung neue Perspektiven. Die enormen Effekte auf den Körper lassen das therapeutische Potenzial von Cannabis erahnen und spornte Forscherinnen und Forscher weltweit an, die Wirkungsmechanismen der Pflanze weiter zu erforschen.
Der Entourage-Effekt: nicht nur THC und CBD
Sie sind zwar die Stars unter den Cannabinoiden, heute weiss man aber, dass alle Wirkstoffe der Cannabispflanze – zum Beispiel auch Terpene oder Flavonoide – die Wirkung ausmachen. Dieses Zusammenspiel nennt man Entourage-Effekt. Das ist auch der Grund, wieso die einzelnen Sorten verschieden wirken. Die Cannabinoide THC und CBD wurden bis jetzt ausschliesslich in Cannabispflanzen gefunden: Sie wirken schmerzlindernd und muskelentspannend, steigern den Appetit, erweitern die Bronchien, hemmen Entzündungen und helfen allergische Reaktionen zu mindern.
Cannabis kann bei folgenden Erkrankungen helfen:
Generell zeigt die aktuelle Forschung, dass medizinisches Cannabis keine Krankheiten oder Störungen heilen kann, es kann jedoch die damit verbundenen Symptome lindern oder das Fortschreiten der Erkrankung verhindern. In dem Zeitraum zwischen 1975 und 2014 wurden 142 randomisierte kontrollierte klinische Doppelblindstudien in Bezug auf Cannabiskraut beziehungsweise reine Cannabinoide publiziert. Die Gesamtpopulation beinhaltete 9.429 Patienten mit einer breiten Palette an Beschwerden. Auf Basis dieser Daten konnte bestätigt werden, dass Cannabinoide in den folgenden Fällen ein therapeutisches Potenzial besitzen:
- Chronische Schmerzen – im Wesentlichen Schmerzen im Zusammenhang mit dem Nervensystem, beispielsweise Schmerzen aufgrund von Nervenverletzungen, Phantomschmerzen, Gesichtsneuralgie oder Gürtelrose
- Multiple Sklerose – Schmerzen und Muskelspasmen oder Krämpfe aufgrund multipler Sklerose (MS) oder Rückenmarksverletzungen
- Übelkeit, Brechreiz und Appetit – im Zusammenhang mit Chemotherapie oder Radiotherapie zur Krebsbehandlung. Appetit- und Gewichtsverlust sowie Entkräftung aufgrund von Hepatitis C, Krebs oder HIV-Infektionen und AIDS
- Gilles-de-la-Tourette-Syndrom – Unfähigkeit, ungewollte wiederholte, schnelle Bewegungen oder Geräusche zu kontrollieren
- Glaukom – unkontrollierter Augendruck bei therapieresistentem Glaukom
- Weitere Indikationen – Krebs, Epilepsie, entzündliche Darmerkrankungen, Parkinson and psychiatrische Störungen
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